Historisches Kalenderblatt - März 1986
Unser Dachbodenfund: Wir freuen uns euch den BSV Kalender von 1986 präsentieren zu können. Natürlich mit Original Bild und Text. Viel Spaß beim versinken in der Vergangenheit. Denn früher war alles früher als heute.
Den Bürgerparksportplatz gibt es nicht mehr, er lebt nur noch in der Erinnerung. Und wenn man seiner an dieser Stelle gedenkt, dann dürfte dieses davon zeugen, daß er in der Vereinsgeschichte des BSV und darüber hinaus auch im Fußballgeschehen jener bremischen Zeit unvergessen geblieben ist. Will man also über den Bürgerparksportplatz des BSV berichten, dann ist dies ein Hineintauchen in die Vergangenheit, eine Beschreibung der Erinnerungen, die auch zwangsläufig teils wehmütig den Verlust des Platzes einbeziehen.
Wohl jeder weiß, daß im Oktober jeden Jahres auf der Bürgerweide der Freimarkt stattfindet. Und gerade dort war bis 1934 ein Zentrum von sportlicher Betätigung, wobei der Fußball dominierte. Hier waren aber auch neben dem Fußball Handball und Tennis zu Hause. Der erstgelegene Platz, wenn man den Gustav-Deetjen Tunnel vom Bahnhof aus passierte längsseits der Schlachthof-Straße, war der Platz des BSV. Er war also zentral gelegen, vom Westen wie vom Osten Bremens gleichermaßen verkehrsgünstig zu erreichen. So war schon von der Örtlichkeit her gesehen der Grundstein einer gedeihlichen Entwicklung eines Sportzentrums gelegt worden.
Nach dem 1. Weltkrieg galt es für den Verein, sich auf die Suche nach einem neuen Sportplatz zu begeben. Um das angesprochene Gelände hinter dem Bahnhof für den Sport zu gewinnen, waren zielstrebige Verhandlungen mit der Stadtverwaltung erforderlich. Flugblätter, Propagandaschriften und Werbeversammlungen mußten zu Hilfe genommen werden, um nach monatelangem Hin und Her am Ziel der Wünsche zu sein. Aber dann ging es an die Arbeit. Die Schaffung von Sportplätzen war nicht wie heutzutage alleinige oder überwiegende Angelegenheit der Gemeindeverwaltung in Ausübung ihrer öffentlichen Verpflichtung, sondern in Zeiten schmaler Vermögensverhältnisse war die Selbsthilfe der Vereine in der Hauptsache gefragt. So war es auch, als 1920 der Bürgerparksportplatz kurze Zeit nach dem 1. Weltkrieg und noch näher an der alles zerstörenden Inflation entstehen sollte. Abend für Abend und natürlich auch Sonntag für Sonntag haben die damaligen Vereinsmitglieder gearbeitet, schwer gearbeitet, wenn man bedenkt, daß aus einem Müllabladeplatz der Stadt Bremen ein Sportplatz werden sollte. Aber zu solchen Zielsetzungen gehört neben der entsprechenden harten Arbeit auch Geld. Die Chroniken berichten von 190 000,- Mark, die die Erdbewegungen und Rohmaterialien verschlangen (diese Geldsumme soll, ohne ein Zurechtrücken auf Geldwertbasis zu versuchen, so stehen bleiben). So gelang es dann, daß am 1. August 1920 die Platzeinweihe vorgenommen werden konnte. Zwar ging das Einweihungsspiel gegen ABTS jetzt Bremen 1860) mit 0:1 verloren, aber über 4 000 Zuschauer waren trotz Regenwetters gekommen. Eine solche Zuschauerzahl in jenen fernen Tagen war nicht zugeschnitten auf das einmalige würdige Ereignis einer Platzeinweihe, sondern sie sollte ein Auftakt sein für die kommende große Zeit auf dem Bürgerparksportplatz. Noch tags zuvor wurde der Name des Vereins von Bremer Ballspielverein „Sport" in „Bremer Sportverein v. 06 e.V." geändert; es war, als sollte mit dem neuen Platz gleichsam ein Neubeginn auch des Vereinslebens erfolgen.
Die Sportplätze waren das Vorfeld des Bürgerparks; in diesem Vorfeld war auch der Bahnhof von „Jan Reiners" gelegen, die legendäre Kleinbahn, die in langsamer Fahrt über Findorff sich in Richtung Tarmstedt in Bewegung setzte. Die Bedeutung des Ganzen kann man nur ermessen wenn man weiß, daß in jener Zeit - fast ohne Auto und fast ohne die heutigen üblichen Urlaubsreisen - der Bremer sehr gebunden war an seine Stadt, an seine Schönheiten wie der Bürgerpark es schon damals war. In diesem Zusammenhang kam auch den Sportplätzen am Bürgerpark ihre besondere Bedeutung zu.
Mit der Übernahme des Bürgerparksportplatzes und dessen Hineinwachsen in die Sportgeschichte des BSV war es aber nicht getan. Ein intaktes Vereinsleben fordert ständig den Ausbau des Vorhandenen. Was ist schon ein Sportplatz ohne Tribünenanlage; von einer Überdachung konnte natürlich der Kosten wegen keine Rede sein. Aber ein stufenartiger Ausbau schafft nicht nur mehr Zuschauerplatz, sondern verbunden damit bietet er eine besondere Qualität des Zuschauens, was natürlich die Anziehungskraft des BSV-Platzes nicht unbeträchtlich steigerte. Wiederum war Arbeit und Geld gefragt. Daß die Arbeitsleistungen erneut den Mitgliedern oblag, das war mehr als selbstverständlich. Aber auch die Mittelbeschaffung blieb den BSVlern allein überlassen. Für das besondere Zusammenstehen der damaligen BSV Gemeinschaft zeugt es, daß eine Umlage pro Mitglied mit Mk. 20,- selbstverständlich gewesen ist. Das war aber noch nicht genug. Bausteine waren an den Freundeskreis abzusetzen; sie waren mit Mk. 1,- ausgezeichnet. Wenn jedes Mitglied zehn solcher Bausteine an den Mann bringen würde, dann konnte die Gesamtrechnung aufgehen. Und solch ein Baustein berechtigte zum einmaligen freien Eintritt bei einem Meisterschaftsspiel. Aber als Besonderheit in diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, daß aus Verbundenheit mit dem BSV ein nach Peru ausgewandertes ehemaliges Mitglied mehr als einmal 1 peruanisches Pfund beigesteuert hat. Das Jahr 1925 hat also den BSV als eine geschlossene Gemeinschaft ausgewiesen.