Vier Vizemeisterschaften
Die ersten Saisons des neuen Jahrzehnts knüpften noch nahtlos an das alte Jahrzehnt an. Zwar spielte unser Verein eine starke Rolle in der Bremen-Liga und spielte lange um die Meisterschaft mit, aber am Ende fehlte immer das letzte Quäntchen, um das große Ziel Meisterschaft zu erreichen. So reichte es zwischen 2009 und 2013 nur für vier Vizemeisterschaften. 2010, 2011 und 2013 war Werder III das Maß aller Dinge in Bremen und im Jahr 2012 sicherte sich der aus der Regionalliga Nord abgestiegene FC Oberneuland die Meisterschaft vor dem BSV.
Der BSV dominiert
Hinter den Kulissen wurde aber eifrig gewerkelt, um die infrastrukturellen und wirtschaftlichen Grundlagen zu schaffen, um im Falle einer Meisterschaft in der Saison 2013/2014 einen eventuellen Aufstieg auch finanziell stemmen zu können. Sportlich lief es ebenfalls wie am Schnürchen. Von Beginn an dominierte unsere Elf die Liga und unterlag in der Hinserie nur gegen den größten Konkurrenten FC Sparta Bremerhaven (0:2). Auch in der Rückrunde ließen unsere Blau-Weißen nichts anbrennen und mussten sich nur gegen die SG Aumund-Vegesack geschlagen geben (0:1). Am Ende konnte hochverdient mit elf Punkten Vorsprung auf Verfolger FC Sparta Bremerhaven die Meisterschaft in der Bremen-Liga gefeiert werden. Auch im Landepokal war der BSV erfolgreich. Im Finale wurde der Blumenthaler SV mit 1:0 besiegt und das Double perfekt gemacht. Zum Aufstieg reichte es aber trotzdem nicht, denn in der Aufstiegsrunde unterlag der Bremer SV der FT Braunschweig und dem VfB Lübeck.
Sportlich liefen die folgenden Jahre ähnlich. 2014/15 und 2015/16 konnte jeweils überlegen das Double verteidigt werden. Im Jahr 2016/17 wurde man „nur“ Meister und scheiterte im Finale überraschend an der Leher TS. Niemand konnte dem Bremer SV ernsthaft Paroli bieten. Die Ligaspiele verkamen entsprechend zu äußerst einseitigen Veranstaltungen. Oft war vor den Spielen nicht die Frage, ob das Spiel gewonnen wird, sondern nur wie hoch. Was arrogant klingen mag, war beim Bremer SV zwischen 2013 und 2017 Realität. Entsprechend wenig überraschend blieb der BSV zwischen dem 08.02.2014 und dem 14.02.2016 für ganze 56 Ligaspiele ungeschlagen. Am heimischen Panzenberg blieben unsere Kicker sogar für über drei Jahre ungeschlagen, zwischen dem 27.04.2013 und dem 01.05.2016. In den Aufstiegsrunden zogen unsere Blau-Weißen dann aber trotzdem wieder den Kürzeren. Die Unterforderung in der Liga schien sich Jahr für Jahr in den entscheidenden Spielen zu rächen.
Endlich wieder DFB-Pokal
Mit den Pokalsiegen zwischen 2014 und 2016 war auch die lukrative Teilnahme an der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals verbunden. Letztmals spielte der Bremer SV 1991 im DFB-Pokal. Wo es gegen den damaligen Zweitligisten SC Fortuna Köln am Panzenberg eine 0:7 Klatsche setzte.
2014 hielt das Los den Erstligaaufsteiger Eintracht Braunschweig für unseren Verein bereit. Aufgrund der veränderten Vorgaben des DFB war eine Austragung am Panzenberg nicht möglich. Als Ausweichspielstätte wurde Platz 11 am Weserstadion gewählt. Der Heimat der Werder Amateure. Sportlich schien die Lage klar: Die Braunschweiger gingen gegen den Fünftligisten als klarer Favorit in die Partie, doch vom Klassenunterschied war im Spiel nichts zu sehen. Der BSV lieferte einen packenden Pokalfight und verlangte den Gästen aus Südniedersachsen alles ab. Immer wieder kamen unsere Jungs zu guten Chancen, aber der Ball wollte nicht rein. Am Ende feierten die Löwen aus Braunschweig einen knappen 0:1 Sieg. Der BSV konnte aber stolz auf seinen ersten Auftritt im DFB-Pokal nach 23 Jahren sein.
Im folgenden Jahr bescherte die Auslosung dem Bremer SV den Traditionsverein Eintracht Frankfurt. Diesmal fiel die Wahl auf die Heimat des FC Oberneuland – den Sportpark am Vinnenweg. Ermutigt durch den Auftritt aus dem vorherigen Jahr, wollte man sich auch gegen die Rheinhessen nicht verstecken. Entsprechend mutig startete die Elf von BSV-Trainer Klaus Gelsdorf in die Partie. Nach vorne gelang aber zu wenig, um die SGE in Gefahr zu bringen. Am Ende zogen die Frankfurter dank einer konzentrierten Vorstellung mit 0:3 auch in der Höhe verdient in die zweite Runde ein. Zwar blieb unseren Kickern wieder kein Ehrentreffer vergönnt, aber trotzdem konnten alle mit dem über weiten Strecken ordentlichen Auftritt gegen den Erstligisten zufrieden sein.
In der Saison 2016/2017 traf der BSV erneut auf einen Verein aus dem Rhein-Main Gebiet – den Zweitligisten SV Darmstadt 98. Zwar nicht das ganz große Los, aber vielleicht könnte man ja so mal eine Sensation schaffen und am Panzenberg spielen, so die Hoffnung nicht weniger Fans nach der Auslosung. Zumindest letzteres schien zu Greifen nah, als die Darmstädter sich bereit erklärten die Einschränkungen am Panzenberg hinnehmen zu wollen. Doch der DFB machte dem Unterfangen erneut ein Strich durch die Rechnung, denn die Schiedsrichterkabinen waren zu klein. Wie schon im Vorjahr, wurde der Vinnenweg als Ersatzspielstätte gewählt. Auf dem Platz zeichnete sich schon früh ab, dass es auch diesmal nichts mit der Pokalsensation werden würde. Die Südhessen ließen dem Bremer SV keine Chance und führten bereits zur Halbzeit mit 0:4. Am Ende sprang ein 0:7 Sieg für den Zweitligisten heraus. Wieder war kein Torerfolg gelungen.
Das Jahr 2017/2018
Doch blicken wir nun zurück auf den Alltag in der Bremen-Liga. Auch in die Saison 2017/2018 ging der BSV als Topfavorit. Keine nahm an, dass die Dominanz der Kicker vom Panzenberg durchbrochen werden könnte. Zunächst sah auch alles danach aus. Unter Trainer Sasa Pinter, der vor der Saison die Nachfolge von Fabrizio Muzzicato antrat, konnten die ersten elf Partien allesamt mit teils souveränen Kantersiegen gewonnen werden. Doch am 12. Spieltag unterlag unsere Elf völlig überraschend mit 1:0 beim TSV Grolland. Am folgenden Spieltag schien die Welt aber wieder in Ordnung zu sein, denn der ESC Geestemünde wurde mit 10:1 deklassiert.
Der BSV grüßte weiter von der Tabellenspitze und war auf Kurs Titelverteidigung. Doch dann entschied sich die damalige Vereinsführung zu dem verhängnisvollen Schritt, Cheftrainer Sasa Pinter zu entlassen, da man die sportlichen Ziele in Gefahr sah. Dabei wurde die Rechnung aber ohne die Mannschaft gemacht, denn die stand in weiten Teilen geschlossen hinter dem entlassenen Trainer und weigerte sich aus Solidarität das Training aufzunehmen. Die Hinrunde konnte zwar noch beendet werden, doch in der Winterpause verließen bis auf wenige Ausnahmen ein Gros des Kaders den Verein. Ein kompletter Neuaufbau mitten in der Saison musste bewerkstelligt werden. Das Unterfangen misslang und der BSV sackte in der Tabelle immer weiter ab. Am Ende reichte es noch für Platz vier. Erstmals nach fünf Jahren ging die Meisterschaft nicht nach Walle. Der Brinkumer SV sicherte sich den Titel. Auch im Landespokal war früh Schluss.
Der BSV ist zurück
In der Sommerpause wurde Ex-Profi Ralf Voigt als Cheftrainer verpflichtet und mit dem Neuaufbau des Kaders betraut. Viele Spieler kamen neu an den Panzenberg und nach der chaotischen Vorsaison fragten sich viele, ob der BSV schon bereit sei, direkt wieder um den Titel mitzuspielen. Mit dem FC Oberneuland gab es noch einen weiteren Verein, der mit großen Ambitionen in die Saison ging. Nach der Insolvenz 2013 und dem Abstieg bis in die Bezirksliga, kämpfte sich der FCO wieder zurück und strebte Richtung Meisterschaft und die damit verbundene Teilnahme an der Aufstiegsrunde. Schnell entwickelte sich zwischen unseren Blau-Weißen und den Rot-Weißen ein enger Zweikampf um die Meisterschaft. Beide Mannschaften ließen so gut wie nichts liegen. Jeder Patzer konnte also die Vorentscheidung bedeuten. Umso wichtiger waren die direkten Duelle, die der BSV beide gewinnen konnte. Im Hinspiel in Oberneuland konnte ein 1:3 Auswärtssieg gefeiert werden. Im Rückspiel, am Karfreitag 2019, wurden die Oberneuländer mit 2:1 vor 2.300 Fans am Panzenberg besiegt. Das bedeutete die Vorentscheidung. Am Ende feierte der BSV die Meisterschaft mit 28 Siegen aus 30 Spielen. Die einzige Niederlage gab es im sportlich bedeutungslosen letzten Saisonspiel bei Werder III.
Wie schon angesprochen, sollte es auch diesmal nichts mit dem ersehnten Aufstieg werden. Dort musste der BSV dem Heider SV und Altona 93 den Vortritt lassen. Im Pokal führte der Weg immerhin bis ins Finale. Dort nahm der FCO aber erfolgreich Revanche und sicherte sich mit einem 1:0 Sieg zumindest eine Trophäe.
Im Sommer folgte bereits nach einem Jahr wieder das große Stühle rücken beim Bremer SV. Viele Stammspieler verließen den Verein und so stand Ralf Voigt vor einem erneuten Neuaufbau. Diesmal misslang das Vorhaben aber und durch unnötige Punktverluste zu Saisonbeginn zerschlugen sich die Hoffnungen auf die Meisterschaft bereits im Herbst. Der FC Oberneuland war zu konstant. Im Pokal war ebenfalls bereits in Runde zwei beim Blumenthaler SV Schluss. Im März 2020 folgte der große Schock: Die rasante Verbreitung des neuartigen Coronavirus hatte auch Deutschland erreicht. Daraufhin wurde im Rahmen der Maßnahmen auch der Spielbetrieb im Fußball eingestellt. Später wurde der FC Oberneuland, der zum Zeitpunkt des Abbruchs die Liga anführte, am grünen Tisch Meister und stieg in die Regionalliga Nord auf.
Digital statt Analog
Durch die tatkräftige Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer konnte die Partie gegen den FC Oberneuland zumindest noch digital im Rahmen des Events „Digital statt Analog“ an der Playstation absolviert werden. Zu dem Spiel konnten auch Tickets und virtuelle Speisen und Getränke gekauft werden, um so den BSV in dieser schwierigen Situation auch von zuhause unterstützen zu können.
Auch wenn sportlich der Traum vom Aufstieg in die Regionalliga nicht verwirklicht werden konnte in diesem Jahrzehnt, so entwickelte sich der Verein trotzdem extrem weiter in diesem Jahrzehnt. Nach Jahren des Stillstands wurden erste Modernisierungen am Stadion vorgenommen. Besonders der Einbau einer neuen Drainage 2019 erwies sich später als absoluter Gamechanger, denn vorher war der Panzenberg zwischen Oktober und März kaum bespielbar. Aber auch auf den Tribünen tat sich einiges, neben Ertüchtigungen fanden auch von Jahr zu Jahr mehr Fans den Weg in unser schönes Stadion. Waren zu Beginn des Jahrzehnts zu den meisten Spielen im Schnitt kaum mehr als 50 Personen gekommen, so steigerte sich dieser Schnitt Ende des Jahrzehntes auf circa 200 Fans. Mit der Gruppe „Hauptsache Blau“, die von einigen neuen Fans, die auf der Gegengerade beheimatet sind, 2016 aus einer Bierlaune heraus ins Leben gerufen wurde, kehrte auch Stimmung an den Panzenberg zurück. Von Jahr zu Jahr kamen neue Leute hinzu. Auch alte Fans aus den 90er Jahren entdeckten ihre Liebe für den BSV wieder.
Neben „Hauptsache Blau“ wurde von vier Fans des BSV und Liebhabern des Bremer Amateurfußballs die Talkshow „BSV-Latenight“ (heute: „Latenight – Der Fußball Talk“) geschaffen. Wöchentlich wurde über das Geschehen beim BSV und in der Bremen-Liga in geselliger Runde gefachsimpelt. So fanden wiederum neue Leute ihren Weg zum BSV. Auch im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit wurde viel unternommen, dank der tatkräftigen Hilfe vieler ehrenamtlich tätiger Menschen.
Der Unterschied zwischen dem BSV im Jahr 2010 und 2020 war wie Tag und Nacht.