1920 bis 1932

Um 1920 Der BSV demonstriert fur die Anerkennung des Fussballs in den Schulen
Um 1920 Der BSV demonstriert fur die Anerkennung des Fussballs in den Schulen - Chronik 25 Jahre Buch Bremer SV

Die 20er Jahre, ein Jahrzehnt mit vielen Veränderungen.
Aus dem BBV Sport wurde der Bremer Sport-Verein, der legendäre Bürgerpark Sportplatz wurde eingeweiht, ein internationaler Trainer wurde geholt und wir nahmen zum ersten Mal an der Norddeutschen Meisterschaft teil.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 stand der BBV "Sport" vor einer Phase des großen Wandels und letztendlich auch des Erfolgs.

Eine der größten Herausforderungen bestand darin, einen eigenen Platz zu finden. Der BBV "Sport" intensivierte daher seine Suche nach einem eigenen Platz. Nach langen Verhandlungen und zahlreichen Aktionen der Mitglieder wurde schließlich eine Lösung gefunden.

Das Gelände hinter dem Bahnhofsvorplatz an der Gustav-Deetjen-Allee, das heute als Bürgerweide bekannt ist und auf dem alljährlich der Freimarkt stattfindet, diente damals als große Abfalldeponie. 

Dieses Gelände wurde dem BBV "Sport" überlassen, und dank der unglaublichen Hilfsbereitschaft der Vereinsmitglieder wurde dort tatsächlich ein Fußballplatz errichtet.

Bürgerpark Sportplatzbau
Bürgerpark Sportplatzbau - Chronik 20 Jahre Buch Bremer SV

Um Rohstoffe zu beschaffen und den Müll zu entsorgen, mussten fast 200.000 Reichsmark aufgebracht werden. Die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder war beeindruckend, da sie jede verfügbare Freizeit nutzten, um beim Bau des neuen Stadions zu helfen.

Bevor man auf dem neuen Platz spielen konnte, ging man in die Saison 1919/20.
In dieser gelang es, durch Ausscheidungsspiele gegen den VfB Komet und den FC Bremensia, sich für die Südkreisliga zu qualifizieren.

Dann kam der Sommer 1920.

Am 31. Juli entschieden die Mitglieder, den alten Namen aufzugeben. Ein neuer, eingängigerer und griffigerer Name wurde benötigt, der besser im Gedächtnis der breiten Öffentlichkeit bleiben würde.

An diesem Tag wurde aus dem guten alten Bremer Ballspielverein "Sport" der heutige

Bremer Sport-Verein 1906 e.V.

Umbenennung in Bremer SV
Umbenennung in Bremer SV - Chronik 50 Jahre Buch Bremer SV

Am 1. August 1920, einen Tag später, wurde die neue Heimat des Bremer SV eröffnet. 
Der legendäre Bürgerpark-Sportplatz wurde feierlich eingeweiht und markierte den Beginn einer erfolgreichen Ära für den Verein. 

Zu dieser feierlichen Gelegenheit strömten 4.000 Zuschauer auf das neue Gelände, um das erste Spiel zu verfolgen, in dem der Bremer SV auf den ABTS Bremen traf. Trotz des enthusiastischen Publikums musste der BSV eine knappe 0:1-Niederlage hinnehmen.

1920 Bremer SV nach dem Eroffnungsspiel des Burgerpark Sportplatzes
1920 Bremer SV nach dem Eröffnungsspiel des Bürgerpark Sportplatzes - Aus dem Buch Blau-weiße Kicker aus dem Westen

Bereits im ersten Jahr nach seiner Gründung wurde der Bremer SV in der Südliga hinter Hannover 96 Zweiter und gleichzeitig Bremer Meister, da sowohl der ABTS als auch Werder Bremen in der Tabelle hinter dem BSV landeten – eine große Überraschung zu jener Zeit.

1921 unternahm der BSV eine ausgedehnte Süddeutschlandreise, bei der mehrere Freundschaftsspiele ausgetragen wurden. Damals spielten die Vereine im Süden praktisch in einer anderen Liga. Ihre Leistungsstärke war deutlich überlegen im Vergleich zu den norddeutschen Vereinen.

Mannschaft bei der Süddeutschlandreise
Mannschaft bei der Süddeutschlandreise - Chronik 20 Jahre Buch Bremer SV

Die Freundschaftsspiele des Bremer SV erregten viel Aufsehen, denn der BSV gewann drei der vier ausgetragenen Spiele und wurde bei seiner Rückkehr wie ein Deutscher Meister gefeiert.

In jener Zeit hatten Freundschaftsspiele einen hohen Stellenwert, da man im sportlichen Alltag nicht oft auf auswärtige Gegner traf. So wurde zum Beispiel dem 4:3-Sieg über den holländischen Meister Be Quick Groningen viel Bedeutung beigemessen. Ebenso wurde die knappe 0:1-Niederlage am Karfreitag 1922 gegen den FC Pforzheim, damals eine echte Größe im deutschen Fußball, vor der Rekordkulisse von 5.000 Zuschauern als wichtiger Wettkampf angesehen.

Bremer SV mit Be Quick Groningen
Bremer SV mit Be Quick Groningen - Chronik 20 Jahre Buch Bremer SV

Später trat der BSV gegen zwei international renommierte Gegner an und hielt sich ehrenvoll: Sie unterlagen dem FC Basel mit 2:3 und Juventus Turin mit 0:3.

In der Saison 1923/24 erreichte der BSV erneut nur den zweiten Platz in der Südkreisliga. Trotz einer starken Hinrunde ließen die Blau-Weißen in der Rückrunde nach und landeten hinter dem VfB Wilhelmshaven auf dem zweiten Platz. Dennoch hatte sich der BSV inzwischen etabliert und war zu einem festen Bestandteil des norddeutschen Fußballs geworden.

Durch den Umzug in den Bürgerpark hatte der Verein auch einen Imagewechsel erfahren. Neben dem proletarischen Bremer Westen, aus dem der BSV stammte, wurde nun auch die wohlhabendere Innenstadt auf den Verein aufmerksam. Der BSV wurde durch den neuen Sportplatz gesellschaftlich akzeptiert.

Dies galt auch im Ausland.

Als im Jahr 1924 Makkabi Brünn während einer Gastspielreise durch Deutschland auch in Bremen Station machte, gelang es einer Kombination aus Spielern des Bremer SV und ABTS Bremen als einzigem deutschen Team, den Tschechen ein Remis abzutrotzen, und zwar mit einem 2:2-Unentschieden.

Der Trainer von Makkabi Brünn, Gyula Feldmann, mag von dieser Leistung beeindruckt gewesen sein, denn er entschied sich, in Bremen zu bleiben, und wurde der erste hauptamtliche Trainer des Bremer SV.

Feldmann prägte den BSV wie kein anderer zuvor. Kondition, Technik und Taktik wurden intensiv verfeinert und erlangten eine immer größere Bedeutung. Für viele Spieler war dies Neuland, doch langsam hielt ein Hauch von Professionalität Einzug.
Die harte Arbeit zahlte sich aus: In der Saison 1924/25 wurde der Bremer SV mit neun Punkten Vorsprung Jade-Staffelmeister und sicherte sich den Bezirkspokal.

Meistermannschaft 1924/25
Meistermannschaft 1924/25 - Chronik 20 Jahre Buch Bremer SV

Einzig eine 1:2-Niederlage gegen den VfL Hohenzollern trübte die ansonsten makellose Bilanz des Bremer SV. Im Bezirkspokalfinale hatte der VfB Komet beim 3:1 keine Chance gegen den Bremer SV. Erstmals qualifizierte sich der BSV damit für die Endrunde um die Norddeutsche Meisterschaft, ein bedeutendes Ziel zu jener Zeit.Leider blieben die heimlichen Titelträume unerfüllt.

Im März 1925 erlitt der BSV gegen Kilia Kiel eine unglückliche 0:1-Niederlage, die das damalige Fachblatt "Fußball" zu den folgenden bewegenden Worten veranlasste:
"Die Niederlage war unverdient. Während Kilia Kiel rohen, kunstlosen Provinzfußball spielte, zeigte Bremen, dass die Lehren des trefflichen Ungarn Feldmann Früchte trugen. Bremen hätte sicherlich gewonnen, wäre ihr herausragender Martens, der beste Mann auf dem Feld und ein Mittelläufer von großem Format, nicht verletzt worden. Eine unverdiente und harte Niederlage."

Vorstand des Bremer SV im Jahre 1926
Vorstand des Bremer SV im Jahre 1926 - Chronik 20 Jahre Buch Bremer SV

Ein Jahr später verteidigte der Bremer SV souverän den Titel in der Jadestaffel. Im Endspiel um die Bezirksmeisterschaft am 7. Februar 1926 fegten die Blau-Weißen den SV Werder mit einem deutlichen 6:1 vom Platz.

Leider war auch dieses Mal in der Vorqualifikation für die Norddeutsche Meisterschaft Endstation. Beim 2:6 gegen den HSC Hannover zeigte sich, dass der Gegner eine Nummer zu groß war.

Danach geriet der Bremer SV in eine Krise. Interne Unstimmigkeiten führten Ende 1926 sogar zum Abschied des Erfolgstrainers Gyula Feldmann. Der Ungar hatte sich fertige Spieler gewünscht, um endlich zu den Top-Mannschaften im Norden aufzuschließen. Bezirkstitel waren schön und gut, aber im Kampf um die Norddeutsche Meisterschaft sollte der BSV doch bitteschön auch mal wirklich mitmischen!

Dieser Wunsch blieb jedoch unerfüllt. 

Gyula Feldmann jedoch blieb unvergessen, denn in seiner Amtszeit wurde aus einer kantigen, unkultivierten Mannschaft eine technisch versierte und ausgereifte Elf. Der BSV musste sich in dieser Zeit vor keiner anderen norddeutschen Mannschaft verstecken.

Doch mit dem Weggang des Trainers endete vorerst diese gute Phase. Der Verein musste sich vorerst mit bescheidenerem Fußball zufriedengeben.

Trainer Gyula Feldmann
Trainer Gyula Feldmann - Chronik 20 Jahre Buch Bremer SV

Als im Herbst 1929 die neu gegründete Westkreisliga ihren Spielbetrieb aufnahm, war auch der Bremer SV mit von der Partie und begann, an vergangene Erfolge anzuknüpfen. Am Ende der Saison 1929/30 konnte der Verein den Bezirksmeistertitel erringen.

Allerdings endete der dritte Versuch im Kampf um die "Norddeutsche" überraschend früh. Die blau-weißen Spieler verloren hoch mit 1:5 gegen den Außenseiter Phönix Lübeck.

Meistermannschaft 1929/30
Meistermannschaft 1929/30 - Chronik 25 Jahre Buch Bremer SV

Im Jahr 1931 feierte der Bremer Sportverein sein 25-jähriges Vereinsjubiläum. Passend zu diesem Anlass grüßte die erste Mannschaft erneut als Bezirksmeister 1930/31 die Konkurrenz.

Der BSV gewann in der Qualifikation zur norddeutschen Meisterschaft mit 1:0 nach Verlängerung gegen Borussia Gaarden aus Kiel. Als sie nach einem 2:1 im Viertelfinale gegen Union 03 Altona auch noch die Endrunde erreichten, kannte der Jubel kaum noch Grenzen. Noch nie war der Bremer SV auf sportlich höherer Ebene so weit gekommen. 

In der Endrunde kam man allerdings an seine Grenzen. Die drei Spiele bei Holstein Kiel, zu Hause gegen den Hamburger SV und bei Arminia Hannover gingen alle verloren. Jedoch sammelte man einiges an Erfahrung.

Im folgenden Jahr zeigte sich, dass auch andere Vereine aus Bremen aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht waren. Der SV Werder, damals in einer kleinen Krise, überwand diese langsam. Zudem war der VfB Komet zu einem ernsthaften Rivalen geworden. Daher war es nicht überraschend, dass der BSV in der Saison 1931/32 nur den zweiten Platz in der Bezirksmeisterschaft belegte. Die Kometen waren diesmal einfach besser.

Der zweite Platz berechtigte aber zur Teilnahme an der Finalrunde zur norddeutschen Meisterschaft. Nach drei Niederlagen mit insgesamt 16 Gegentoren musste die Mannschaft des Bremer SV aber frühzeitig die Segel streichen. Wieder einmal waren die Gegner zu stark.

Während das 2:4 gegen den Hamburger SV und das 3:4 gegen den VfB Peine noch halbwegs akzeptabel waren, konnte man beim äußerst herben 1:8 gegen den damals überaus starken und bekannten Eimsbütteler TV kaum noch von einer Chance sprechen.

Dennoch ließ sich der BSV nicht lange vom erneuten Scheitern entmutigen und absolvierte einige Freundschaftsspiele gegen damals namhafte Gegner wie Austria und Rapid Wien, VfL Benrath oder Hertha BSC.